8. November 2010

Von einem der auszog Blogs zu rezensieren - und damit scheiterte

Aufregung im historisch interessierten Teil von Kleinbloggersdorf. Es geht nicht wirklich um die Frage, ob sich ein Blog anmaßen darf, andere Blogs zu bewerten und das Prädikat lesenswert zu verteilen. Es geht eher darum, wie er das tut. Und ob Rezensionen dafür das adäquate Mittel sind.
Genau das hat sich der Blog Zeittaucher von Christian Jung nämlich zur Aufgabe gemacht. In seinem Blog listet er einige bekannte geschichtswissenschaftliche Blogs auf, zu denen seine Studierenden Rezensionen verfassten (und wohl noch verfassen werden). So weit so gut. Darf man das eigentlich? Rezensionen zu Blogs? Ja natürlich darf man. Nur: Sind Rezensionen wirklich eine geeignete Gattung? Fachwissenschaftliche Rezensionen sind wichtig für Publikum und rezensierten Autor. Sie folgen jedoch auch einem klaren Regelwerk: Die Veröffentlichung ist an ihrem wissenschaftlichen Vorgehen und Erkenntniswert zu messen. Während man Bücher von Fachkollegen natürlich rezensiert und damit dem Fachpublikum, einen wertenden Einblick in Veröffentlichungen gewährt, sind Blogs doch ganz und gar anders zu bewerten. Sie sind eben keine ganzheitlich stimmige Veröffentlichung zu einem bestimmten Thema unter einer bestimmten Fragestellung. Die Texte sind mal kurz mal länger und enthalten nicht zwingend wissenschaftliche Inhalte, sondern doch vielmehr Hinweise, Links, Meinungen. Einige betrachten sie als Tagebücher, kommentieren aktuelle Geschehnisse oder diskutieren Einträge in anderen Blogs. Oder wie hier: der Blog als begleitende Plattform einer Veranstaltung und darüber doch auch immer wieder hinausgreifend. Reicht es denn nicht, lesenswerte Blogs in der Blogroll zu vermerken? Die Kollegen von histnet vergeben schon seit längerem das Prädikat "Blog des Monats" und signalisieren damit: Wir finden dies und jenes lesenswert und empfehlen es weiter. Sie verpassen aber anderen Blogs keinen Stempel a là "Unblog des Monats".

Wie die Rezensenten zu Zensoren wurden

Wenn in Kleinbloggersdorf einer auszieht andere zu rezensieren, dann ist es kaum verwunderlich, dass er sich damit großem Unmut aussetzt. So auch hier geschehen. Daniel Eisenmenger berichtet noch einigermaßen amüsiert von der Auseinandersetzung in den Kommentarspalten und fragt nach klaren Vorgaben für die Rezensionen von Blogs.
Karl Schneider verlinkt den Streit mit einem nachdenklich-belustigten "Na dann".
Klaus Graf vom allseits geschätzten Archivalia-Blog hingegen nennt den verantwortlichen Rezensenten einen "miesen Zensor". Denn anscheinend, so legt Grafs Eintrag nahe, war man auf Zeittaucher keineswegs gewillt, die kritischen Kommentare zur eigenen Arbeit genauso gelassen hinzunehmen, wie man vorher die kritischen Rezensionen veröffentlicht hatte. Dass Christian Jung die Kommentare nun gänzlich geschlossen hat, stimmt daher auch mich etwas nachdenklich.

Offenlegung: Dieser Blog ist bisher nicht rezensiert worden.

3 Kommentare:

  1. Karl Schneiders Bemerkung "Na dann" bezog sich auf die nun wirklich arrogante, nichtsahnende oer einfach nur dumme Charakterisierung eines Bloggers mit folgenden Worten:
    "Der Autor, ein Professur für deutsche Geschichte in Washington, hat eine gewisse fachliche Autorität."

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  2. Ich muss zugeben, ich kenne mich mit der "Blogger-Szene" nicht aus; würde deshalb gerne wissen, wie z.B Klaus Graf von den Rezensionen erfuhr. Verlinkt der eine den anderen und man bekommt eine Benachrichtigung?

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  3. Genau, sobald jemand in einem Beitrag einen anderen Blog verlinkt, erhält dieser eine Benachrichtigung. Zudem ist a) Zeittaucher ein stark frequentierter Blog mit recht vielen Lesern und b) liest die insgesamt doch noch recht überschaubare Anzahl von Bloggern, die über historische oder geschichtsdidaktische Themen schreiben, in der Regel auch die Beiträge der Kollegen, wie man an den Kommentaren, aber auch, sofern vorhanden, an der Blogroll ablesen kann.

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